Kind und Karriere – Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Neofonie
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Eltern eine Herausforderung und erfordert eine gute Organisation, Verständnis und Flexibilität auch seitens des Arbeitgebers und Kolleginnen und Kollegen. Im Jahre 2018 nahmen laut einer Umfrage* 40 Prozent der deutschen Arbeitgeber Rücksicht auf individuelle familiäre Situationen und 37 Prozent boten den Mitarbeitenden entsprechende Teilzeitmöglichkeiten an, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Wie ist es um die Familienfreundlichkeit bei Neofonie bestellt? Wir haben Khayrat Glende – Head of Quality Management – zu diesem Thema befragt.
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Khayrat, bitte erzähl‘ kurz, wann du zur Neofonie gekommen bist und was genau du hier machst!
Eingestiegen bei Neofonie bin ich 2008 als Entwickler. Etwas später bin ich zum Buildmanagement gewechselt, dort habe ich wie der Name schon sagt die Build-Infrastruktur rund um Maven, Jenkins & Co. mit vorangetrieben. In der Zeit hatte ich auch erste Berührungen mit Testautomatisierung und Security-Tests. Seit 2016 leite ich die Abteilung Qualitätsmanagement, ein Team von derzeit 19 Leuten. Ich bin dort mit meinen Kollegen auf zwei Ebenen aktiv: Einerseits sind wir der Anwalt unserer Kunden, man muss sich in diese hineinversetzen, übersetzen, was der Kunde möchte und den richtigen Ton treffen. Auf der anderen Seite steht die Kommunikation auf technischer Ebene mit den Entwicklern und natürlich auch den Projektleitern. Wir sind also eine Art Vermittler und müssen immer schauen, ob Qualität und Prozesse im grünen Bereich liegen und beim Nachjustieren helfen. Ein weiterer großer Stellenwert ist, daß wir uns zusammen mit der IT um die Build-Infrastruktur und unsere Atlassian-Tools kümmern.
Du hast also eine sehr verantwortungsvolle Position. Gleichzeitig bist du aber auch Familienvater.
Ja, mittlerweile ist Adam schon 15 und Lena 13, sie sind also bereits recht selbstständig und gehen oft eigene Wege. Aber hinter uns liegen nicht ganz einfache Zeiten. 2010 ist meine Frau gestorben, und ich blieb mit zwei sehr kleinen Kindern zurück.
Wie bist du mit dieser schweren Situation umgegangen? Hattest du Unterstützung? Wie sieht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Neofonie aus?
Anfangs war es der totale Stress, aber zum Glück war ich nicht ganz auf mich allein gestellt. Die Oma der Kinder hat mitgeholfen, vor allem aber die Tante meiner Frau. Wir hatten eine Art Wohngemeinschaft, die Kinder haben noch heute eine starke Bindung zu ihr. Auch Neofonie hat mich damals sehr unterstützt und so für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesorgt. Ich konnte meine Arbeitszeit reduzieren und flexibler gestalten, meinen Fokus auf die Kinder richten. Sonst wäre es auch gar nicht gegangen. Durch die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, haben wir es irgendwie auch geschafft, all das Schöne mit den beiden zu machen, das man als Kind machen kann, trotz der Trauer und des Stresses. Adam und Lena sind zum Kinderturnen gegangen, zum Schwimmen und zum Kung Fu. Sie hatten Musikunterricht – beide spielen übrigens immer noch Klavier.
Hut ab vor deiner Leistung! Als du 2016 die Führungsposition übernommen hast, waren deine Kinder immer noch recht jung. Ist dir die Entscheidung schwergefallen?
Zu meinem jetzigen Job bin ich mehr oder weniger wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Als mein vorheriger Chef ging, hat man mich gefragt. Ich hatte damals noch nicht viel Erfahrung im Qualitätsmanagement, aber das Team war gut aufgestellt, es gab einen super Zusammenhalt, das hat mir gefallen. Und die Kinder wurden langsam selbstständiger. Also dachte ich: Probieren kannst du es ja mal. Anfangs musste ich erst einmal lernen, die organisatorische Sichtweise einzunehmen, in das Führen hineinkommen. Ein bisschen macht man das ja auch schon mit seinen Kiddies, wenn man das so vergleichen kann.
Das ist interessant: Siehst du Parallelen zwischen der Kindererziehung und deinen Führungsaufgaben im Job?
Auf jeden Fall! Etwa beim Punkt Vertrauen. Wenn du jemandem etwas zutraust, ihn machen lässt, ohne ständig hinterher zu kontrollieren, dann gibt es auch gute Ergebnisse. Und das Kind oder der Mitarbeiter identifiziert sich auch viel mehr damit, als wenn jemand ihm das vorgegeben hätte. Auch beim Umgang mit Problemen sehe ich Parallelen. Ich möchte, dass meine Kinder und meine Mitarbeiter wissen, dass ich für sie da bin und ihnen den Rücken freihalte, ob bei Schwierigkeiten in der Schule oder im aktuellen Projekt. Aber wenn etwas nicht rund läuft, ist es mir wichtig, dass nicht nach Schuldigen gesucht wird. Es kommt allein darauf an: Wie kriegen wir es jetzt hin und vor allem beim nächsten Mal besser hin? Aus den Fehlern lernen, nicht immer wieder den gleichen Weg versuchen, der schon beim ersten Mal nicht funktioniert hat. Mir fällt noch mehr ein: In meiner Vision ist die Abteilung Qualitätsmanagement in der Neofonie eine Art Ausbildungslager. Man kommt als Junior ins Team, hat eine erfahrene Person zur Seite, die Tipps gibt. Ein bisschen wie im Fußballverein: Man fängt klein an und entwickelt sich weiter, geht in Richtung Projektleitung oder Entwickler, oder übernimmt eine verantwortungs- und fachlich anspruchsvollere Rolle im Qualitätsmanagement. Wie Kinder größer und selbstständiger werden und Erfahrungen sammeln, so bleiben auch meine Mitarbeiter und ich nicht ewig in einer bestimmten Rolle und Aufgabenbereich.
Hast du jemals Hürden gespürt, Kinder und Karriere gleichzeitig zu managen?
Eigentlich nicht – obwohl ich mich so im Rückblick schon frage, wie wir das alles hingekriegt haben, mit dem ganzen Sport- und Freizeitprogramm. Aber letztlich ist man dann in diesem Ablauf so drin, dass man das gar nicht so mitkriegt. Und alles wird irgendwann zur Gewohnheit, so wie Zähneputzen. Blöd ist nur, wenn man aus dem Takt kommt, die Gewohnheiten unterbrochen werden, der Sport ausfällt so wie jetzt bei Corona. Dann fällt es mir sehr schwer, wieder neu anzufangen, und die Kinder haben schon gar keine Lust mehr. Aber das sind äußere Umstände und nicht zu ändern.
Kind oder Karriere: Wohin schlägt das Pendel momentan stärker aus?
Aktuell mehr in Richtung Job, das hat sich dieses Jahr so ergeben. Ich habe Stunden aufgestockt. Die Kinder wollen nicht mehr so betüddelt werden, sie wünschen sich mehr Freiraum. Von daher kann ich wieder mehr Zeit in den Job investieren. In letzter Zeit strukturieren wir Einiges in der Abteilung um, professionalisieren an Stellen und schärfen nach. Wir nehmen uns ein Vorbild an ION ONE und ontolux. Dies war schon länger ein Gedanke im Team, dass wir den Stellenwert von QM innerhalb und auch außerhalb von Neofonie erhöhen, beziehungsweise unsere Arbeit sichtbarer werden lassen. Denn schließlich ist Qualitätsmanagement im Softwarebereich zentral, unterstützt Produkte schneller zu launchen und spart unseren Kunden Zeit und vor allem Kosten. Das trägt am Ende auch dazu bei, dass die Kunden ihre gewünschte Leistung erhalten.
Welche Momente empfindest du als besonders herausfordernd im Spannungsfeld von Familie und Job?
Die Urlaubsplanung ist bei uns immer ein wenig kompliziert. Wir fliegen meist zur Familie meiner Frau nach Marokko, und zeitlich muss dann alles mit den Schulferien und den richtigen Flügen in Einklang gebracht werden. Ansonsten sind es heutzutage eigentlich nur noch Kleinigkeiten. Etwa, wenn es heißt, „meine Brille gefällt mir nicht mehr, ich will Kontaktlinsen“, und so Sachen halt, und dass man Termine koordinieren muss.
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Das hat sich im Laufe der Zeit natürlich stark gewandelt. Als die Kinder klein waren, was das immer eine riesige Prozedur am Morgen: aufstehen, anziehen, frühstücken, nach der Arbeit zum Sport oder zum Musikunterricht. Jetzt frühstücken wir nur noch am Wochenende gemeinsam, unter der Woche hat jeder seinen eigenen Takt. Ich gehe dann gern früh zur Arbeit. Auf der einen Seite ist es schön und entlastend, dass die Kinder jetzt selbstständiger sind, andererseits ging mir alles etwas zu schnell, ich fühle mich mittlerweile fast ein bisschen überflüssig! Wir machen aber immer noch viel gemeinsam, Ausflüge, besuchen Verwandte usw.
Welche Momente sind deine persönlichen Highlights des Tages?
Momentan das morgendliche Radfahren zur Arbeit genieße ich zum Beispiel sehr! Im Büro mache ich mir dann gern erst einmal eine Übersicht, was ich an dem Tag alles schaffen möchte. Und wenn es mir dann auch noch gelingt, meine Vorhaben umzusetzen, ist das natürlich auch wieder ein Highlight… Generell freue ich mich eigentlich immer darauf, ins Büro zu kommen, Leute zu treffen, ein kurzes Schwätzchen zu halten. Gespräche mit Kollegen und Mitarbeitern sind mir sehr wichtig.
Zeit ganz allein für dich – gelingt dir das im Alltag?
Ich versuche ganz bewusst, mir solche Momente einzurichten. Dabei kommt mir entgegen, dass ich Frühaufsteher bin. Direkt nach dem Aufstehen mache ich gern meinen Sport, dann habe ich schon mal einen gewissen Zeitraum nur für mich. Außerdem lese ich viel, mache Yoga – eine gewisse Spiritualität ist mir wichtig. Da finde ich dann auch immer Zeit für.
Empfindest du Neofonie als kinderfreundlich/familienfreundlich?
Auf jeden Fall. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum ich so gern bei Neofonie arbeite und das auch nach so langer Zeit. In der Zeit nach dem Tod meiner Frau, als es sehr schwer für mich war mit den zwei kleinen Kindern, sind mir hier alle sehr menschlich begegnet. Das hat mir persönlich ein gutes Gefühl gegeben, und die Ermöglichung flexibler Arbeitszeiten war wie schon erwähnt essentiell.
Wie unterstützt Neofonie darüber hinaus Eltern und ermöglicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Gut finde ich, dass es die Möglichkeit gibt, Kinder auch einmal ins Büro mitzubringen. Etwa, wenn die Kita ausfällt. Als Adam und Lena noch klein waren, habe ich sie ab und zu mal zur Arbeit mitgenommen. Dafür gibt es jetzt ein eigenes Eltern-Kind-Büro. Momentan steht es eher leer, mal sehen, wie sich das entwickelt, wenn wieder mehr Präsenz herrscht. Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, ist aber noch besser, vor allem wenn ein Kind krank wird.
Was rätst du anderen berufstätigen Vätern und Müttern – hast du ganz persönliche Tipps?
Nehmt euch genug Zeit für eure Kinder! Stellt den Job nicht an erste Stelle. Wenn ihr seht, dass alles zu viel wird, versucht, Stunden zu reduzieren. Guckt, dass ihr ausgeglichen bleibt und nicht auf der Arbeit schon alle Energie verbraucht. Nutzt und genießt die Zeit, gerade, wenn die Kinder noch klein sind. Denn das ist die Phase, in der man Vertrauen aufbaut und ein stabiles Fundament dafür legt, dass sie starke Persönlichkeiten werden können.
Stichwort „Zeit für Kinder“: Jetzt werde ich mal nach meiner Tochter gucken! Die liegt nämlich mit etwas Fieber im Nebenzimmer.
Gute Besserung – und vielen Dank für das Gespräch!
L(i)ebe Deinen Job!
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Das Interview führte Susen Rumposch.
Veröffentlichung am 29.04.2022
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